SPD- Jahreshauptversammlung am 10.04.2025 um 20:00 im Sportheim Großheubach - Bericht des 1. Vorsitzenden

14. April 2025

Bericht des 1.Vorsitzenden

Liebe Genossinnen, liebe Genossen, liebe Freunde der SPD,

sehr häufig hören wir seit einiger Zeit, dass etwas „historisch“ sei. So war es bei der Zeitenwende, die Bundeskanzler Olaf Scholz anlässlich des Überfalles Russlands auf die Ukraine im Juni 2022 ausgerufen hatte.

„Historisch“ war auch die vorgezogene Bundestagswahl am 23. Februar 2025, bei der die SPD mit 16,4% ihr „historisch“ schlechtestes Ergebnis eingefahren hat und die AFD mit über 20% ihr bestes.

„Historisch war leider auch die gemeinsame Abstimmung von Union und FDP mit der Nazi-Partei im deutschen Bundestag für ein Gesetz zur Migrationspolitik.

„Historisch“ kann man sicherlich auch das nennen, was zurzeit in den USA passiert.

„Historisch“ ist auf jeden Fall, was wir nachher unter TOP 9 zu beschließen haben:

Nach 105 Jahren wird es dann in Großheubach keinen SPD-Ortsverein mehr geben.

Gestattet mir daher einen kurzen Rückblick über unsere Geschichte.

30 Mitglieder gehörten bei der Gründung 1919 unserem OV an. 19 sind es heute.

Nach der erzwungenen Auflösung 1933 erlaubte die Militärregierung erst nach dem II. Weltkrieg 1945 wieder die Gründung von Parteien, so dass einer Reaktivierung des SPD-Ortsvereines Großheubach nichts mehr im Wege stand. So kam es, dass bereits im Wiedergründungsjahr 1946 drei Genossen der SPD in den Gemeinderat einziehen konnten. Mit Josef Wolf konnte die SPD sogar den 1. Bürgermeister stellen. Bis 1947 wuchs die Mitgliederzahl im OV auf 66 an und die Großheubacher Genossen waren damit die stärkste Gruppe in dem damaligen Kreis Miltenberg. Im März 1972 wurde unter der Leitung von Albert Weber eine Juso-Gruppe gegründet und im Juli des gleichen Jahres wurde Karl Wolf zweiter Bürgermeister, was er bis 1990 geblieben ist Am 18. März 1990 trat ich zum ersten Mal als Bürgermeisterkandidat an. Drei Mal habe ich das insgesamt getan, Brigitte Bick ein Mal. Mit ihrem Slogan „SPD trifft ins Schwarze“ hatte sie 2008 über sagenhafte 37 % erreicht.

Auch wenn wir nie Günther Oettinger sein Amt als erster Bürgermeister haben streitig machen können, hat sich unser Einsatz dennoch gelohnt. Von drei Gemeinderäten vor 1990 sind wir 2008 auf sieben gewachsen. Heute sind es leider wieder nur drei.

Vier Dinge sind es, die mir spontan einfallen, wenn ich nach 26 Jahren Ortsvereinsvorsitzender gefragt werden würde, was mir davon in Erinnerung geblieben ist. Da ist zum einen unsere bereits am 13. 03.1981 formulierte Forderung nach Einrichtung einer Fußgängerampel am Café König. Viele Jahre später, ich kann gar nicht sagen wann, ist dies dann endlich Realität geworden.

Mit dem Café König hat auch unsere Anti-Atomkraft-Demo im Januar 2011 zu tun. Lautstark haben wir dort mit Fässern; Trommeln und Pfeifen demonstriert. Anlass war das Gesetz zur Verlängerung der Laufzeit der Deutschen Atomkernkraftwerke durch die damalige schwarz-gelbe Bundesregierung unter Angela Merkel. Damit hatten sie die 10 Jahre zuvor von der rot-grünen Regierung unter Gerhard Schröder geschlossene Vereinbarung mit der Energiewirtschaft zum Atomausstieg rückgängig gemacht.

Nur ein paar Wochen später, am 11. März, kam es nach einem Erdbeben in Japan und in der Folge zu schweren Unfällen im Atomkraftwerk Fukushima. Bis zu 150.000 Menschen mussten wegen der Verstrahlung zum Teil dauerhaft ihre Häuser verlassen. Infolge dieser Katastrophe, vor der wir bei unserer Demo gewarnt haben, kam es dann zum Ausstieg aus dem Ausstieg der Atomtechnologie.

Das dritte, an dem ich mich positiv erinnere, war unser Einsatz für den Erhalt des „historischen“ Gasthauses zum Hirschen. Wer sich heute dieses Gebäude ansieht, reibt sich die Augen und fragt sich, wie man überhaupt auf die Idee hatte kommen können, dieses Gasthaus abzureißen.

Ebenfalls in positiver Erinnerung wird mir der Vorschlag von Brigitte zur Einrichtung des „Baum des Jahres Parkes“ bleiben. Eines der wenigen Male, wo es uns gelungen ist, für mehr Grün im Ort zu sorgen. Die unbarmherzig steigende Klimaerwärmung wird es uns noch aufzeigen, wie viele Defizite wir hier in unserem Kernort haben.

Keine gute Erinnerung habe ich an unseren Einsatz für Windkraft auf Großheubacher Gemarkung. 2001 hat eine Mehrheit der Großheubacher in einem Bürgerbegehren dagegen gestimmt. Ich bin heute noch mehr als damals davon überzeugt, dass wir mit dieser Entscheidung nicht nur unserer Umwelt geschadet haben, sondern auch dem Geldbeutel der Gemeinde und unserm eigenen.

In den 105 Jahren des Bestehens unseres Ortsvereines gab es viele engagierte Frauen und Männer, die gemeinsam und getreu unserem Motto sozial und demokratisch sich für die Interessen unserer Bürgerinnen und Bürger eingesetzt haben. 17 Vorsitzende hatten wir in dieser Zeit, zwei Gemeinderätinnen und viel Gemeinderäte, darunter auch welche, die nicht Mitglieder waren, aber unsere sozialdemokratischen Werte teilten. Hoffen wir, dass in dem neuen Ortsverein, zusammen mit Miltenberg, Bürgstadt und Eichenbühl diese weitergetragen werden.

Zum abgelaufenen Jahr wäre von folgenden Aktivitäten zu berichten:

Wir hatten neben der Jahreshauptversammlung noch einen politischen Stammtisch, eine Vorstandssitzung, die Demo gegen rechts am Rathaus und die traditionelle Winterwanderung mit dem OV Kleinheubach. Daneben waren ich, Petra und Wolfgang auf verschiedene Veranstaltungen im Kreis, beim Vorbereitungstreffen für die Fusion und wir haben auch den Bundestagswahlkampf mit dem Austeilen von Flyern und der Plakatierung bestritten.

Liebe Genossinnen, liebe Genossen, liebe Freunde der SPD,

es gibt nach so vielen Jahren gemeinsamen Handelns, mit Höhen und Tiefen, mit Freundschaften, gelungenen und weniger gelungenen Aktionen, vielen zu danken.

Einige, die mich bei meiner Arbeit mit Rat und Tat besonders unterstützt haben, werde ich in guter Erinnerung behalten. Seht es mir aber bitte nach, dass ich jetzt keine Namen nennen will, denn ich bin mir sicher, ich würde den einen oder anderen oder die eine oder andere vergessen, die auch zu nennen wären. Und ich weiß, dass man für ein funktionierendes Uhrwerk nicht nur die großen, sondern auch die kleinen Rädchen braucht. Deswegen, zum Ende unserer gemeinsamen politischen Arbeit, ein herzliches Dankeschön an allen, die ihren Teil dazu beigetragen haben, dass wir überhaupt so alt geworden sind.

Roman Kempf 1. Vorsitzender

Teilen